Kompositionen

Choral Heilig von Anton Wicky
Anlässlich eines Berggottesdienstes auf der Alp Vorderwengi ob Kaltbrunn begleitete ein Bläserensemble der Dorfmusik die Gesänge zur „Deutschen Messe“ von Franz Schubert (1797 bis 1828). Während des Sanctus-Liedes ging Anton Wicky der Gedanke durch den Kopf, dieses Kleinod für das Alphorn zu setzen. Zu Hause angekommen machte er sich ans Werk, und am Abend stand der 3-stimmige Satz als „Heilig“, Choral, nach einem Motiv von Franz Schubert.

Heimat von Fritz Mühlematter
Fritz Mühlematter widmete dieses anspruchsvolle Gruppenstück Max Sommer, dem bekannten Komponisten und Leiter der Alphornbläsergruppe Oberaargau. Dieser taufte die Melodie auf den Titel „Heimat“, weil er darin heimatliche, urtümliche Klänge empfindet. Etwas ungewohnt erklingt ein Moll-Teil, welcher für einmal nicht wehmütig sondern leicht und lüpfig dargeboten wird. Gruppenstücke wirken vor allem durch ihren satten vollen Klang.

Im Stierebärg von Fritz Mühlematter
Der Stierenberg liegt auf dem Jura ob Farnern, oberhalb des Städtchens Wiedlisbach im bernischen Oberaargau. Das Stück beschreibt den Aufstieg zum Stierenberg, den gemütlichen und fröhlichen Aufenthalt im Bergrestaurant, den beschaulichen und freien Blick über das Mittelland mit dem silbrigen Band der Aare, den stattlichen Dörfern und Städten, bis hin zu den schneebedeckten Alpen und den glitzernden Juraseen. Des Nachts gleitet der Blick in den klaren Sternenhimmel und zum Lichtermeer im Tal. Dies inspirierte den Komponisten zum feierlichen Abschluss des Musikstücks. Dargeboten wird die Melodie vom Alphorntrio „Echo vom Jura“, bestehend aus drei Bläsern der Alphornbläsergruppe.

Choral für Reinach von Robert Körnli (1903 – 1974)
So genannte Choräle sind heute ein fester Bestandteil des Repertoires der Alphornmusik. Choralwerke sind eigentlich Gesangsstücke. In der Alphornmusik sind damit jedoch eher langsame (breit vorgetragene) mehrstimmige, feierliche Stücke gemeint, denen in den letzten Jahren oft ein Begleitsatz für Orgel hinzugefügt wurde. Vielen Dörfern und Städten in der Schweiz ist ein Choral eines Alphorn-Komponisten gewidmet. Etliche Choräle stehen in Zusammenhang mit einem festlichen Anlass, der am jeweiligen Ort stattgefunden hat. Robert Körnli gilt als eigentlicher „Erfinder“ der Alphorn-Choräle. Seine ersten Stücke in dieser Form entstanden in den 1950er-Jahren. Der „Choral für Reinach“ war das erste „Gesamt-Chor-Stück“ das an einem Festakt geblasen wurde; am Nordwestschweizerischen Jodlerfest 1973 in Reinach.

Alpenblues von Hans-Jürg Sommer
Der „Alpenblues“ ist ein Alphornsolo mit Orgelbegleitung. Um das Alphorn auch jüngeren Menschen besser zugänglich zu machen, hat Hans-Jürg Sommer in den vergangenen Jahren einige Kompositionen im U-Musik-Stil geschrieben. Dazu gehört auch der „Alpen-Blues“. Die melodische Einschränkung des Alphorns, welche durch die Naturtonreihe gegeben ist, erlaubt oft nur das einstimmige Spiel. Diejenigen Harmonien, welche auf dem Alphorn nicht erzeugt werden können, werden vom (von den) Begleitinstrument(en) erzeugt. Jeder Blues folgt einem genau definierten Harmonieschema und ist in Teile mit jeweils 12 Takten gegliedert.

Choral für Luzern von Anton Wicky
Im Sommer 1983 hörte der Komponist im Gottesdienst des Zirkus-Zeltes Knie auf der Luzerner Allmend die Alphornbläser-Vereinigung Luzern, welche zu seiner Überraschung seinen Choral „Heilig“ spielten. Sie wussten nichts von seiner Anwesenheit und er wusste nichts von ihrem Spiel.
Der Komponist war so erfreut, dass er innert kürzester Frist den „Choral für Luzern“ schrieb und der Formation widmete. Ein Jahr später wurde dieses Stück gemeinsam anlässlich des Papstbesuches auf der Allmend in Luzern vorgetragen.

Am Bielersee von Hans Hafner
Diese Alphornkomposition entstand Anfangs der 1980er Jahre. Sie wurde vom Komponisten der „Seeländischen Alphornbläsergruppe“ quasi „auf den Leib geschrieben“. Hans Hafner war damals selbst Mitglied dieser 9er-Formation, welche für ihre Experimentierfreudigkeit weit herum bekannt war. Der „luftige“ Satz – einzelne Teile werden nur im Trio geblasen – führt dazu, dass die Tutti-Teile noch mächtiger wirken. Speziell sind jedoch auch die Stimmungswechsel dieser Komposition bzw. die Mollteile.

Us em Bärnbiet von Hans-Jürg Sommer
Diese Komposition gehört zu den so genannten „Verbands-Hymnen“. Vor ca. 20 Jahren wurden in einem kleinen Notenheft, unter dem Titel „Gesamt-Chor-Stücke, diejenigen Alphornweisen zusammengefasst, welche in den Unterverbänden des EJV die meisten Bläser kennen. Der Zweck dieses Notenheftes besteht noch heute darin, dass alle Bläser aus der ganzen Schweiz miteinander spielen können. Stehen irgendwo Bläser aus verschiedenen Unterverbänden zusammen, blasen sie ein Stück aus diesem Heft. Da der Bernisch kantonale Jodlerverband zu dieser Zeit nur ein Stück als Hymne kannte, entschloss sich Hans-Jürg Sommer 1984, eine zweite Hymne zu schreiben. Damit es gleich jedem klar werde, zu welchem Unterverband diese Hymne gehört, nannte er den „Choral“ „Us-em-Bärnbiet“. Er strahlt die bernische „Behäbigkeit“ aus, ruhig und besonnen.

Älplertanz – Totentanz von A.L. Gassmann (1876 bis 1962)
Der Musiker und Komponist Alfred Leonz Gassmann hat ein grosses und vielfältiges Werk hinterlassen. Es reicht von Gesangswerken, Singspielen, Blasmusik, Volks- und Tanzmusik über Jodellieder bis zu Alphornmelodien. Sein 1938 herausgegebenes und heute leider vergriffenes Sammelwerk für Alphorn „s’Alphornbüechli“, im Untertitel „Blast mir das Alphorn noch einmal“ gilt als Grundstein der heutigen Alphornliteratur. Das Stück „Älplertanz – Totentanz“ entstand unter dem Eindruck des Bergsturzes (Rossberg) von Goldau 1804, bei dem viele Menschen ums Leben kamen. Zwischen den beiden fröhlichen, lustigen und ausgelassenen Teilen, dem ersten und dritten Abschnitt, erklingt der mit „klagend“ überschriebene Mittelteil. Das Werk zeigt eindrücklich, wie auf der Alp und auch sonst im Leben Freud und Leid nahe beieinander liegen. Wo das Leben ist, ist auch der Tod. Erst wenn etwas vergeht, kann wieder Neues entstehen. Die Melodie kann denn auch sowohl an Hochzeiten als auch an Beerdigungen geblasen werden.

Ueses lieb Heilig-Chrüz von Hermann Studer
Bei diesem Stück geht es um eine Pilgerfahrt zum Wallfahrtsort Heilig Kreuz im Entlebuch. Entsprechend einer Pilgerreise beginnt das Stück in freudiger Erwartung, leitet über in eine Wanderung, hält inne im Gebet, schwankt zwischen Freude und Andacht und endet, wie es begonnen hat, schwungvoll, erleichtert.

Abendgebet von Hermann Studer
Stellen Sie sich vor, es wird Abend, die Sonne versinkt langsam am Horizont, die Schatten werden länger, die Vögel geben noch ein letztes Konzert, erste Lichter gehen an, Sie sitzen am Waldesrand,im Garten oder auf einem Berggipfel, atmen die Stille in sich hinein und kommen zur Ruhe. Sie halten Rückblick auf den Tag und danken für alles, was Ihnen das Leben geschenkt hat und noch schenken wird. In die Stille hinein fliessen von einer fernen Höhe sanft, einfühlsam und doch nahe die klaren und hellen Urtöne des Alphorns über die Halden und Matten zu Ihnen. So beginnt das eher selten geblasene „Abendgebet“ mit einem einleitenden Rückblick auf den Tag, führt weiter zu einem andächtigen, meditativen Mittelteil und schliesst mit der freudigen Erwartung des kommenden Tages.

Uf der Höchalp von Max Sommer
Dieses Alphornstück trägt den Namen einer heute bewaldeten Alp am südlichen und äussersten Ende des Oberaargaus in der Nähe von Ferrenberg. Wenige Schritte daneben beginnt das Emmental. Unterhalb dieses höchsten Punktes im südlichen Teil des bernischen Oberaargaus, der Höchalp, ist der Komponist, Max Sommer, geboren und aufgewachsen. Am nördlichen Ende des Oberaargaus ragen die Höhen des Juras mit ihrem höchsten Punkt, dem Hellchöpfli, in den Himmel. Dazwischen liegen grüne Matten, Flüsse und Bäche, stattliche Dörfer und Bauernhäuser, lichte Wälder, Strassen und Eisenbahnlinien. Das Werk beginnt mit einer frohen und urwüchsigen Einleitung, leitet über zu einem fröhlichen und tänzerischen Mittelteil und klingt aus in Erinnerungen.

Heimweh von Max Sommer
Eine weitere Alphorn-Komposition von Max Sommer, dem Dirigenten der Alphornbläsergruppe Oberaargau.

Dr Früehlig erwacht von Fritz Mühlematter
"Leicht", "Lieblich", "Gefühlvoll" überschreibt der Komponist die Teile dieser Alphorn-Melodie. Sie sollen die Empfindungen des Menschen widergeben, wenn im Frühling die Natur zu neuem Leben erwacht und die Tier- und Pflanzenwelt uns Menschen beschenkt.

Seeblick von Fritz Mühlematter
Die Melodien dieses Stücks passen zu den lieblichen Gestaden des Bielersees, vor allem zum wunderschönen Seeblick von Mörigen aus, wo der Blick über den See schweift und zum Jura.

Bim Hans im Gartehüsli von Fritz Mühlematter
Hans ist derjenige Alphorn-Bläser, welcher im Alphorn-Trio "Echo vom Jura" die 2. Stimme spielt. Ihm widmet der Komponist dieses Stück. Es erzählt, was man als Gast in seinem wunderschönen Gartenhaus mit Blick auf die Ebene des Mittellandes und die Jurahöhen so alles empfinden kann. Lustige, fröhliche, heitere, aber auch besinnliche, ja fast melancholische Momente kommen hier zum Ausdruck.

Bärgmorge von Fritz Mühlematter
Dieses Alphornstück beschreibt das Erwachen des neuen Tages in den Bergen, von den frühen, noch düsteren, vielleicht auch nebligen Morgenstunden bis zum prachtvoll erwachten Bergmorgen, wenn die aufgehende Sonne zuerst die Bergspitzen und dann die Bergtäler mit ihrem Licht erfüllt. Die Melodieteile sind dementsprechend überschrieben mit "Näbelschwade", "Es taget", "Fröi die Härz" und "Dankbar sy".

Die Geschichte der Melodie zum Erklingen bringen!
Alphorn-Melodien klingen nicht von selbst, sie müssen von den Bläserinnen und Bläsern zum Erklingen gebracht werden. So wie wir Komponisten darauf bedacht sind, die Melodien nachvollziehbar zu "bauen", daran herumzufeilen bis sie wohlgeformt sind wie Gedichte. So haben die Interpreten den Auftrag, das Aufgeschriebene für die Zuhörer nachvollziehbar vorzutragen. Die Musik allein in der Notenschrift ist tot. Erst durch die Interpreten wird sie zum Leben erweckt. Erst durch die Bläserinnen und Bläser entsteht in den Köpfen der Zuhörer eine Geschichte, ein Gedicht.
So legen wir denn unsere Werke in Eure Hände im Vertrauen darauf, dass Ihr unsere Gedichte spannend erzählen werdet.

H.-J. Sommer; im Vorwort des "Allgäuer Alphornbüechle", Kempten/Allgäu, 2001.